Version 2.5.0



Vom C64 zum C63

Statt 8 Bit nun 8 Zylinder

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Facts
Hersteller Opel
Modell *Fremdfabrikat*
Hubraum / Motor 6208 ccm M 156.985
Leistung 487  PS
Vmax 285  km/h
Auspuff doppelflutig 4fach
Fahrwerk AMG Performance
Rad / Reifen 8Jx19 235/35 + 9Jx19 255/30

Besitzer
Name fnh
Mail nicht freigegeben
Homepage http://www.opelclubscene.de
weitere Autos 3 Fahrzeug(e) vorhanden
  - *Fremdfabrikat*
  - Kadett
  - *Fremdfabrikat*


"Au, Mein Gott." - Diesen Ausruf höre ich in letzter Zeit häufiger. Wie das kommt? Ich will es euch erzählen...

So fing alles an ...

Nachdem ich ja im Jahre 2005 von OPEL zu Mercedes-Benz gewechselt war, hat eine neue Marke von meinem immer noch automobilen Herzen Besitz ergriffen. Mein erster Mercedes-Benz hat mich voll und ganz von dieser Marke überzeugt. Angenehm hervorzuheben ist übrigens, daß er sich über mehr als 100.000 km nur zu Inspektionszwecken in der Werkstatt aufgehalten hat. Davon konnten wir OPEL-Fahrer damals nur träumen. Aber meine Träume waren schon immer größer als die Nacht lang ist. Jetzt muß mal langsam wieder ein neues Auto her. Es darf jetzt auch gern wieder etwas unvernünftig sein, kurz bevor die ganze Welt auf einmal vernünftig wird und elektrische Autos baut.

Modenschau im Autohaus

Wie ich noch feststellen sollte, sind unvernünftige Autos in bezahlbaren Preisklassen recht schwer zu finden. Besonders bei meiner neuen Lieblingsmarke. Ein Besuch in der freundlichen Mercedes-Niederlassung vor Ort im Sommer des Jahres 2010 veranlaßte mich zu spontaner Langeweile. Alles irgendwie so ziemlicher Einheitsbrei. Insbesondere die neue C-Klasse (W/S 204) konnte mich nicht so wirklich flashen. Insbesondere die nach neuer EU-Verordnung "designten" Spiegel machten mir Kummer, die sehen ja wirklich unmöglich aus. Und sollte man sich beim Kauf eines neuen Fahrzeugs nicht auch wieder ein bißchen verbessern?

Auch die restlichen Modelle machten mich eigentlich eher ratlos. Während Karl Lagerfeld ja heutzutage schon fast einer abgeht, wenn er die neuen VW-Sondermodelle vor die Linse bekommt, riss mich auf meiner neuen Brautschau eigentlich nichts so richtig vom Hocker. Für eine E-Klasse fühlte ich mich noch nicht alt und grau genug, für irgendeine SUV-Abart á la ML oder GLK war ich nicht frustriert genug, mit einem GL würde man locker in die Staaten mit ihrem Hang zu riesigen, truckähnlichen Fahrzeugen passen, dafür aber nicht mehr in ein hiesiges Parkhaus, und für diese Penisbolzen wie CL, SL oder SLS habe ich es wohl noch nicht weit genug gebracht (Memo an mich selbst: Für nächstes Mal vormerken!).

Entscheidungsneurotiker mit Motivationsdefizit im Autohaus - kann das gutgehen?

Als der Verkäufer meines noch nicht vorhandenen Vertrauens langsam nicht mehr weiter wußte, führte er mich, quer durch das halbe Autohaus, an einer anderen Treppe wieder ins Erdgeschoss hinab. Den Sinn hinter diesem "Umweg" begriff ich erst, als wir unten ankamen: Wir standen direkt in der AMG-Abteilung. Und zwar direkt vor einem (fahrbereiten) C63 AMG. Die Sau. Das war bestimmt die autohausinterne Standard-Abkürzung zum Kaufvertrag.

Fett und Arrogant

Da hätten wir den Salat. Ich bin wirklich mit dem Gedanken da reingegangen "Keine C-Klasse mehr". Da wußte ich aber auch noch nicht, was in der folgenden Stunde auf mich zukommen sollte. Da steht da ein flammneuer AMG, fett und arrogant wie der Großindustrielle persönlich. Unglaublich, wie die paar Spoiler, Schweller, Räder, Fahrwerke und Auspuffe das ganze Auto von der im Jahre 2010 meistverkauften DIN-A4-Langweiler-Mittelklasse in ein unheimlich aufregendes und böses Gefährt verwandeln können. Das Ding strahlt schon im Stand und verschlossenem Zustand eine gefährliche Ruhe und endlose Kraft aus, wie es da steht, harmlos, aber bullig, eher klein und unauffällig in die Ecke drapiert mit einem Preisschild an prominenter Stelle aufgehängt, welches Dich eigentlich schon aus 12,7m Entfernung anschreit: "Verschwinde, und komm' nicht eher wieder, bis Du Deine Oma verkauft oder Deine Altersvorsorge verflüssigt hast!"

So ein Ding kann man sich doch nicht vor die Haustür stellen, oder? - Doch. Man kann. Doch dazu gleich mehr.

Vertriebsmethoden

Trotz daß ich sein Manöver sofort durchschaute, hörte ich mich wie in Trance den Verkäufer nach dem Schlüssel für das Fahrzeug fragen. 'Oh, natürlich, den muß ich aber erst holen'. Iss klar, Schwede! Ich fragte mich, was an der Schlüssel-hol-Aktion 5 Minuten gedauert haben mag, aber möglicherweise wollte er mich vorher nur mal ein bisschen auf das Äußere (z.B. die Verbundbremsen mit rotlackierten 6-Kolben-Sätteln, gelochte/geschlitzte Bremsscheiben, 19"-pulverbeschichtete Vielspeichen-Felgen, Powerdomes und eine 4-Rohr-Auspuffanlage) sabbern lassen aufmerksam machen. Als er dann endlich aufgeschlossen hatte (dank Keyless-Go ohne jegliche Schlüsselaktion, sondern nur mit einer Handbewegung zum Türgriff), durfte ich auf den serienmässig elektrischen AMG-Schalensitzen Platz nehmen. Evtl. war das schon der erste von zwei kapitalen Fehlern, die ich an diesem Tag machen sollte. Die Sitze, welche sich komfortabel aber sporttypisch eng am unteren Rücken anschmiegten, sorgten dafür, daß das ganze Fahrzeug auf mich wirkte. Die Optik im Innenraum versprühte sofort Rennflair. Durch die wirklich starke akustische Dämpfung, sowie den schwarzen Innenhimmel und den Carbon-Zierleisten wirkte das ganze Fahrzeug dunkel, gediegen und edel. Es nahm mich sofort in Beschlag. Ich konnte mich kaum lösen. Während ich das weiche Nappa-Leder des Volants betastete, fiel mir ein, daß Michael Schumacher gerade mit genau diesem Boliden durch die Schweiz metert. Der fährt doch privat bestimmt keinen Mist, oder? Oder muß er den womöglich fahren, weil Verträge das so wollen? Ich könnte mir schlimmeres vorstellen.

Zaghaft fragte ich, ob wir den Wagen "nur einmal kurz" anlassen dürften. Schließlich stand das Ding ja mitten im Autohaus und rundherum saßen die Verkäufer an Tischen in Verkaufsgesprächen. 'Ja Moment, ich frag' den Kollegen eben, ob er etwas dagegen hat, wenn ihm gleich die Kaffeetasse vom Tisch fällt'. - 'Haha, Spaßvogel' erinnere ich mich an meinen letzten Gedanken vor der Stunde Null.

Die Stunde Null

Die "Stunde Null" begann, als ich das OK für ein kurzes Anlassen bekam. "Aber bitte nicht so viel Gas geben, sonst...." ... der Rest ging in einem infernalischen und heiser plärrenden "broaarrrr" unter. Der automatische Gasstoß beim Anlassen läßt echten Benzin-Existentialisten sofort die Poren austreten. Böse Zungen behaupten, Daimler baut diese selbstgasgebende Kennlinie nur als Meinungsverstärker bzw. Abschlußbeschleuniger in die Kennfelder ein. Egal! Wehe, das ist bei Meinem nachher nicht dabei!! Beim vorsichtigen Antreten (ca. 1/8 Gas) sah ich vor meinem geistigen Auge reihenweise Kaffeetassen von Tischen fallen, die von genervten MB-Praktikantinnen, vermutlich schon zum 3. Mal an diesem Tag, zusammengekehrt wurden. Das ganze Auto schüttelte sich beim Gasgeben nur so vor Leistung (machen zwar alle längs eingebauten Motoren und ist der Massenträgheit von Schwungmassen und Kurbelwellen geschuldet, aber es hat einfach nur etwas Infernalisches an sich, wenn sich ein 6,3 Liter-V8-Motor auf diese Weise schüttelt), und ich hatte eher das Gefühl, in einem amerikanischen Muscle-Car, aber nicht in einem Mercedes-Benz zu sitzen.

Das wars dann.

Im Nachhinein betrachtet, war zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon alles klar. Wer mich beruflich erlebt, weiß, daß ich einen Hang zum Perfektionismus habe, und lieber alles dreimal durchdenke, bevor ich einen Fehler mache. Ich mache normalerweise nämlich äußerst ungern Fehler. Das Drücken des "Engine Start/Stop" Knopfes war der zweite kapitale Fehler dieses Tages. Ich habe mich noch nie so gern Fehler machen sehen.

Es kam natürlich, wie es kommen mußte ...

Nachdem ich notdürftig eine männliche Niederkunft vermeiden konnte, und wieder aus dem Auto, dessen Sitze mich gar nicht erst loslassen wollten, geklettert kam, tat ich natürlich aus Großhandelszwecken dem Verkäufer gegenüber reichlich uninteressiert, und daß mich das ja alles überhaupt nicht überzeugt hätte. Als ich ihm die Hand gab und mich für die insgesamt 1 1/2 Stunden Führung bedankte, wußte ich bereits, daß ich wiederkommen und dieses Auto kaufen werde.

Heute bin ich sicher, er wußte es auch. Aber das ist in Ordnung. ;-)

Fahrbericht

Daten
- 487PS 600Nm (vor Kennfeldoptimierung)
- Nach Kennfeldoptimierung:
- 0-100km/h 4,2s
- 0-200km/h 13,5s
- 0-280km/h 45,5s

... Aber was sind schon objektive Daten bei so einem Auto? Wer mit solchen Autos nicht nur Quartett spielt, der weiß, daß sich die wahren Beschleunigungswerte im Hirnstamm von Fahrer und Beifahrer abspielen. Die Beschleunigungswerte bei entsprechender Fahrweise, sowohl quer als auch längs, sind so gewaltig, daß es je nach Beifahrer nur 2 Optionen gibt: Entweder er fängt an zu lachen, oder zu kotzen.

Mein persönliches Fazit:
Der C63 AMG mit Performance Package Plus ist so ziemlich das Härteste aus der Mittelklasse, was auf Deutschlands Straßen zugelassen herumfährt. Die M3-Fraktion wird nun prompt behaupten, das sei ja gar nicht wahr. Wer aber einmal in diesem Auto um die Kurven gerissen wurde, und dabei diesem brüllenden V8 lauschen durfte (von dessen serienmäßiger Auspuffanlage ich heute noch nicht recht weiß, wie sie die über den TÜV bekommen haben), der unterschreibt, daß dieser Wagen wirklich "alternativlos" ist. Genau genommen, unterschreibt man nach einem kurzen Probe-Parcours mit diesem Fahrzeug eigentlich alles, insbesondere Kaufverträge (ich spreche da aus Erfahrung..).


Extras (Motor oder Innenraum)
Motor
- C 63 AMG (M 156.985)
- Performance Package Plus (u.a. SLS Kolben)
- 487PS/357kW, 600Nm (Serie)
- Kennfeldoptimierung
- Aufhebung der 250km/h-Begrenzung
- EZ 01/11

Ausstattung
- Vollausstattung Avantgarde, Leder, Navi
- Klimatronik, elektr. Glasdach, Carbon Applets
- Sitzheizung vorne/hinten
- getönte Scheiben, schwarzer Innenhimmel
- AMG 7G-TRONIC SPEEDSHIFT 7 Gang-Sport Automatik mit Schaltpaddles am Lenkrad
- Bi-Xenon Scheinwerfer, Kurvenlicht

Fahrwerk
- AMG Fahrwerk
- vorne 8Jx19-235/35, hinten 9Jx19 255/30
- Bereifung Pirelli P Zero Rosso
- Bremse 360x36/330x36 gelocht+geschlitzt+doppelt belüftet/gelocht+geschlitzt+belüftet
Musik
- Harman/Kardon Logic7 Surround-Soundsystem
- COMAND APS Navigationseinheit
- DVD-Wechsler mit Video
- Mehrfach-Multimedia Adapter
- Bluetooth Adapter
- Telefoneinbau (GSM)
- UMTS taugliche GSM Dachantenne

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